Bei E-Bikes oder Pedelecs die Leistung per Tuning zu steigern, ist kein Kavaliersdelikt!

E-Bike und Pedelec Tuning

Ok, natürlich ist es erlaubt und man begeht dann keine Straftat, wenn man das getunte E-Bike auf dem privaten Grundstück nutzt. Aber auch nur dort. Wer aber der Meinung ist, dass man mit dem getunten Pedelec auf einem Feld- oder Waldweg fahren darf, ist auf dem Holzweg. Und die wenigsten getunten E-Bikes werden immer nur auf dem eigenem Privatgelände genutzt, sondern fahren früher oder später auch auf öffentlichen Straßen mit mehr Speed umher. Und spätestens dann stimmt der Titel dieses Beitrags wieder 🙂

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E-Bike und Pedelec Tuning mit wenigen Handgriffen

Zugegeben, natürlich klingen die Versprechungen auf diversen Shop-Seiten im Internet sehr verlockend. Für knapp 150,- Euro werden dort kleine Bauteile angeboten, die die gesetzlich erlaubte Motorunterstützung von bis zu 25 km/h einfach aushebeln. Und das ganze Tuning ist selbst von einem Technik-Laien meist in wenigen Minuten erledigt. Und schon erhält man eine Motorunterstützung weit jenseits der erlaubten Geschwindigkeit. Eine „tolle“ Sache, wenn man mit bis zu 50 km/h mit einem „Fahrrad“ durch die Gegend düst, ohne dafür besonders viel eigene Tretkraft investieren zu müssen. Allerdings gibt es einige unschöne Haken an der Sache, die man unbedingt bedenken sollte.

Fangen wir bei der Technik des E-Bikes an

In der Regel sind E-Bikes und Pedelecs – die für den deutschen Markt zugelassen sind – für eine motorunterstützte Geschwindigkeit von 25 km/h ausgelegt. Schraubt man diese unterstützte Geschwindigkeit nach oben, so ist das für viele Bauteile am Rad purer Stress. Besonders Bremsen sind bei günstigen E-Bikes und Pedelecs qualitativ eher knapp bemessen. Sprich: Im „besten“ Fall überhitzen die überforderten Bremsen nur etwas und der Bremsweg verlängert sich dadurch minimal. Im ungünstigsten Fall kann eine überlastete Bremse auch gänzlich versagen, was natürlich fatale Folgen für den E-Biker und sein Umfeld haben kann.

Aber auch die meisten Motoren empfinden das Tuning eher als Belastung, was aber auch kein Wunder ist. Zwar sind die 250-Watt-Elektromotoren heutzutage recht robust und können auch eine kurzzeitige Mehrbelastung in der Regel unbeschadet überstehen, aber bei dauerhafter Überbelastung kann halt selbst der beste Motor Schaden nehmen. Tja und wenn der Motor durch Tuning defekt gegangen ist, und der Bike-Hersteller erkennt anhand der Protokolle in der Steuerungssoftware die Manipulation, dann verfällt auch sofort die Garantie.

Aber auch die restlichen Bike-Komponenten wie die Gabel, der Rahmen oder die Felgen sind nicht für eine dauerhafte Mehrbelastung ausgelegt. Zwar können bei teureren E-Bikes hochwertigere Komponenten verbaut sein, die auch eine dauerhafte Mehrbelastung etwas besser verkraften, aber bei einem Defekt besteht auch hier immer die Gefahr, die Hersteller-Garantie einzubüßen. Und das auch dann, wenn der Defekt vielleicht auch ohne das Speed-Tuning eingetreten wäre. Ist ja klar, der Hersteller wird es immer auf das Tuning schieben.

Leistungssteigerung am Pedelec kann zur Straftat werden

Aber selbst wenn das eigene E-Bike oder Pedelec das Anheben der Motorunterstützung ohne Schaden übersteht, gibt es noch ein gesetzliches Problem. Wer bei einem Pedelec die Leistung über das gesetzlich Erlaubte hinaus steigert, macht aus einem einfachen Pedelec ein S-Pedelec also ein Kraftfahrzeug. Wenn ich mit diesem getunten Pedelec im öffentlichen Straßenverkehr ohne allgemeine Betriebserlaubnis und entsprechender Versicherung unterwegs bin, dann begehe ich eine richtige Straftat! Damit sind dann empfindliche Strafen möglich. Das kann dann zum einen eine hohe Geldstrafe sein, oder zum anderen kann es sogar Punkte in Flensburg geben.

Aber noch viel schlimmer wird es im Falle eines Unfalls mit einem getunten E-Bike. Bin ich ohne eine entsprechende Versicherung in einen Unfall verwickelt, dann hafte ich persönlich mit meinem kompletten Privatvermögen für eventuell entstandene Schäden. Bei materiellen Schäden sind die Summen eventuell noch einigermaßen überschaubar, aber kommen auch noch Personenschäden dazu, dann können die Summen durchaus existenzbedrohend sein. Und es ist egal, ob ich schuld bin oder nicht.

Erkennt die Polizei, dass ich ein getuntes Pedelec ohne entsprechenden Versicherungsschutz gefahren habe und nimmt das ins Protokoll auf, wird jede gegnerische Versicherung meine möglichen Forderungen grundsätzlich erst mal ablehnen. Ja, es gibt inzwischen sogar Tuning-Systeme, die sogar die Tachoanzeige so manipulieren, das eine eventuelle Leistungssteigerung nicht direkt sichtbar ist. Aber die Polizei lernt auch dazu und beschlagnahmt im Verdachtsfall das E-Bike ganz einfach. Und spätestens auf dem Rollenstand kommt dann die Wahrheit ans Licht.

Fazit

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Und zu guter Letzt sollte man das bisschen Freiheit, das ein Pedelec im Moment noch gesetzlich genießt, nicht mutwillig aufs Spiel setzen. Wenn das Geschwindigkeits-Tuning von E-Bikes und Pedelecs in Zukunft überhandnimmt, wird der Gesetzgeber früher oder später darauf reagieren. Das kann dann so enden, dass man selbst für ein normales Pedelec eine Prüfung und ein Versicherungskennzeichen benötigt. Boah und sowas könnte den E-Bike-Boom und den Spaß, den Pedelecs machen, massiv ausbremsen 🙁

Wenn Du legal vom Elektroantrieb bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützt werden möchtest, dann solltest Du gleich zu einem S-Pedelec greifen.

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Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

6 Antworten auf „Bei E-Bikes oder Pedelecs die Leistung per Tuning zu steigern, ist kein Kavaliersdelikt!“

  1. Die meisten Unfälle mit e-bikes bzw pedelecs passieren mit ungetunten bikes und Fahrern die oft schon nicht mal mehr ein normales Fahrrad aus eigener Kraft auf 15 geschweige denn auf 25 bringen können. Alle e-bikes gehören angemeldet und (extra) versichert. Vor allem muss es möglich sein einen eigen Aufbau anmelden und versichern zu können. Dann gibt es kein illegales tuning mehr und man sieht sofort wer wie schnell unterwegs sein darf.

    1. Danke Tobias für Deinen Kommentar 🙂 Mit bezahlbarer Versicherung legal 32 Sachen mit Unterstützung fahren fände ich eine gute Idee. Damit würde der Tuning-Markt quasi einbrechen.

  2. Habe an meinem pedelec einen Steuerchip, 8 verschiedene Ritzel, und 3 Beschleunigungs Turbinen. Komme so mit meinem 12 Zoll pukki pedelec auf knapp 500kmh und die Fahne weht so schön im Wind.

    Habe mein kalkhoff mit shimano Schaltung nun drei Jahre , zwar ungechipt aber es macht jeden Werktag 40km und das mit ca 30kmh und es gab noch keine Probleme Probleme. Selbst Geschichte pedelec fahren nicht mehr als ca35 kmh also entspannt euch

  3. Wer es als Fahrer eines manipulierten E-Bike nicht schafft sich einer Kontrolle der Polizei zu entziehen, hat es sowieso nicht anders verdient. Und wer Billigware kauft die das nicht verträgt, erst recht. Wenn ich 250 auf der Autobahn fahren will kaufe ich BMW oder Mercedes (Fox, Sram) und nicht Volkswagen oder Honda (Shimano).

    1. Interessant ist für mich, wenn man sich in den einschlägigen E-Bike-Foren so umhört, dort ist bisher noch niemand mit seinem E-Bike von der Polizei hinsichtlich Motor-Tuning kontrolliert worden. Ich glaube im Moment ist es so, dass wenn man an einer Ampel nicht so blöd ist und ausgerechnet einen Streifenwagen mit seinem E-Bike stehen lässt, man praktisch keine Kontrolle fürchten muss. Ob das jetzt an der zu dünnen Personaldecke oder dem fehlenden Fachwissen rund um das Thema E-Bikes bei der Polizei hängt, kein Ahnung. Aber wie auch immer, nicht vom Hersteller zugelassenes Motor-Tuning ist und bleibt halt eine Straftat.

    2. Sie haben gar keine Ahnung. Shimano stellt absolutes High-End Material her, womit viele Weltmeistertitel gewonnen wurden! Und von VW gibt es Autos, die locker 250 km/h fahren. Aber Hauptsache mal seinen Senf zu etwas geben!

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